Aktuelle Ausstellungen: – Galerie Harnell, Kerkrade, NL – Skulpturengarten Schloss Rolduc, Kerkrade, NL –  Kulturwerk Aachen, „Positiv“ – Aachen, Planbar, „Off the Wall“

Wandobjekte


„Neben den veränderten Themenbereichen, besteht Willi Lemkes experimenteller Zugang zur Kunst im Umgang mit neuartigen oder zumindest ungewöhnlichen Materialien.
Bei den Wandobjekten trägt der Künstler beispielsweise die Ölfarbe auf Kambala-Holz auf. Dieses tropische Holz ist goldbraun mit einem gelblichweißen Splint. Die Fasern verlaufen wellenförmig und sind grob strukturiert. Das Holz wird zu wertvollem wetterfesten Nutzholz verarbeitet.
Willi Lemke nutzt diese Maserung und lässt den Abdruck der Rinde unter der Farbe erkennen, sodass eine interessante Struktur zum Vorschein kommt.
Aber auch in dem Gebrauch seiner Werkzeuge zeigt sich der Künstler experimentierfreudig. Anstelle von Pinsel oder Spachtel benutzt er für diese Arbeiten, die er „Wildes Öl“ nennt, Holzleisten, Schwämme und gar Scheibenwischer, um die Farbe auf den Träger zu bringen, zu walzen, zu drucken, zu rollen. Dies eröffnet vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten im Umgang mit der Farbe. Neben den unterschiedlichsten Techniken wie Frottage, Grattage oder Tamponieren, verlieren die Werk oftmals die gewohnten Rechteckformen. Es können Teile fehlen, andere können hinzugefügt, aufeinandergesetzt oder verschoben werden.

Diese „wilde“ Malweise impliziert nicht, dass der Künstler keinem durchdachten Konzept folgt, sondern dass das Resultat durch die verschiedensten Möglichkeiten der Gestaltung, die sich oftmals erst während des Schaffensprozesses ergeben, für Überraschungen, die sowohl den Betrachter als auch den Künstler selbst betreffen können, offen ist.
Wie schon in den surrealistischen Gemälden häufiger ein Mann mit einer Tasche als Geheimnisträger ins Bildgeschehen tritt, greift Willi Lemke diese Thematik bei den abstrakten Wandobjekten wieder auf. Diese Arbeiten können nicht nur optisch, sondern auch haptisch erfasst werden. Im Gegenteil, es ist sogar erwünscht, dass der Betrachter die Kunstwerke berührt. Darin – oft an unvermuteter Stelle – ist ein Geheimnis verborgen, das es zu finden, zu ergründen gilt. So wird der Betrachter, der Begreifer, mit einbezogen und erfährt eine völlig neue Art der Auseinandersetzung mit einem Kunstwerk, die in der Lüftung des Geheimnisses kulminiert.“*

*Dr. Josef Gülpers, Kunsthistoriker, 2013