Kreidebilder
„Willi Lemke erfindet keine fantastischen Figuren, sondern stellt diesen Apfel, bis ins kleinste Detail realistisch, in eine perfekt tiefenräumlich gestaltete Landschaft. In dieser erscheinungsorientierten Malerei werden durch die Veränderung der Maßstäbe gänzlich unwirkliche, die Grenzen der alltäglichen Erfahrung überschreitende, ja sprengende Situationen evoziert, die nicht nur das Auge verwirren.
In diesem Bild schwebt wie in einer poetischen Vision ein gigantischer Apfel über einer ruhigen Landschaft. Man ist von der großen Kraft beeindruckt, die in dieser Form des Apfels steckt, der allerdings in einem Auflösungsprozess begriffen ist. Ist es ein Traumbild, eine Halluzination, eine Luftspiegelung, die heran zu schweben scheint, um sich beim Nähertreten in Nichts aufzulösen?
Oder verändert der Apfel seine Materialität? Durchlebt er eine Metamorphose? Wechselt er seinen Aggregatzustand von fest zu gasförmig?
Wie dem auch sei: Wir stehen staunend und irritiert von dem eigentümlichen, poetischen Reiz der Atmosphäre, die vielleicht am ehesten mit dem Zustand vergleichbar ist, den man kurz nach dem Aufwachen empfindet, wenn man erst halb-bewusst und noch hypnotisiert von einem Traumgesicht ist, das sich eben entziehen will.“ *
*Dr. Josef Gülpers, Kunsthistoriker, 2013